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PIERROT LUNAIRE

 

Miika Hyytiäinen: SCHATTENTRÄUME I-III

SCHÖNBERG, op. 21

Uraufführung: 15.September 2011 in der Kabelfabrik Helsinki
Weitere Aufführungen: September 2011 (Kabelfabrik), August 2012 (Helsinki Chamber Summer Festival)
Dauer der Vorstellung: ca 60 Minuten
Sprache: Deutsch
Trailer: http://vimeo.com/31751927
Passwort: Pierrotlunaire
Video: Santiago Torres, Jose Sánches
Fotografie: Johan Forström

Pierrot lunaire und drei Schattenträume ist ein experimentelles Musiktheaterstück, das auf dem von Arnold Schönberg 1912 komponierten Klassiker für Sprechgesang und Kammerensemble basiert. Pierrot lunaire zählt zu den bedeutendsten Werken aus der Anfangszeit der Neuen Musik und gilt zudem als Wegbereiter für das moderne Musiktheater. Das expressionistische Werk besteht aus 21 Miniaturen, in denen der Antiheld Pierrot die Hauptrolle spielt. Die grotesken Texte Albert Girauds und die energiegeladene und abwechslungsreiche Musik Schönbergs erzeugen zusammen die Illusion des Schlafwandelns.

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Schönbergs Zyklus ist in drei Teile gegliedert. Zwischen diese hat der in Berlin wirkende junge finnische Komponist Miika Hyytiäinen seine eigene Musik  geschrieben, somit jedem der ursprünglichen Teile gewissermaßen einen „Schatten“ hinzugefügt. Wie der Titel des Stückes sagt, handelt es sich dabei um drei Traumschatten oder Schattenträume.

Als Textvorlage dient dem Komponisten dabei das Traumtagebuch der Sopranistin Annika Fuhrmann, die das Werk in Auftrag gegeben und uraufgeführt hat. Auch die musikalische Form sowie die musikalischen Zitate der Schattenträume entstammen größtenteils den direkt nach dem Erwachen aufgeschriebenen Träumen.

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Schönbergs Musik bleibt unverändert, doch langsam verweben sich die Werke beider Komponisten dramaturgisch ineinander. Die hinzu getretenen musikalischen Schattenbilder verformen und verfälschen die ursprünglichen Gestalten des Pierrot lunaire. Wie es sich für einen Schatten gehört, ist er seinem Träger zunächst nahe und ähnlich. Je weiter man sich entfernt, desto mehr scheint sich der Schatten zu verändern - bis hin zur Unkenntlichkeit - und doch behält er etwas vom Wesen dessen, der ihn ursprünglich geworfen hat.

Musikalisch steht der erste Schatten Schönberg noch sehr nahe, den Hyytiäinen in Orchestration und Bewegungen zitiert und imitiert. Die sieben ersten Schattenträume sind sozusagen eine in die Traumwelt versetzte Kopie der ersten sieben Pierrot-Lieder, in der wir von der Solistin geträumten Erinnerungsfragmenten und Tieren begegnen.

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Der zweite Schatten ist von seinem Träger bereits unabhängiger. Hierfür hat Hyytiäinen von der Solistin aus dem Traumtagebuch auf  Band gesprochene Abschnitte mit einem Computerprogramm nach ihren physikalischen Eigenschaften analysiert. Die Frequenzen und der Rhythmus des gesprochene Textes wurden anschließend instrumentiert und dienen als Grundstruktur der zweiten Schattenmusik.
Der dritte Schattentraum hat sich bereits sehr weit von seinem Ursprung entfernt. Die Musik wird zu einem Meer aus Theater, Bewegung, Sprache, Geräusch und Zitaten. Dennoch ist die Dramaturgie der Musik von der Deutlichkeit und Durchsichtigkeit der Schönbergschen Gesten geprägt.

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Auch die dramaturgische Gestaltung der Aufführung folgt der Logik der Träume. Pierrot und sein Schatten zeigen sich zunächst als ineinander verstrickte Geschöpfe. Im Laufe des Stücks trennt sich der Schatten von seinem Körper und geht auf die Suche nach einem eigenen Ich  Die Perspektive der Solistin Annika Fuhrmann wechselt: sie rezitiert einmal als  Schatten auf der Suche nach einem eigenen Gesicht und zum andern als ein träumender Beobachter seiner selbst, der von einem Traumbild ins nächste wandelt, mal in Sekundenschnelle, dann wieder unendlich langsam wie in einem Alptraum. Die anderen Musiker schlüpfen abwechselnd in die Rolle der verschiedenen Traumfiguren, denen die Sopranistin auf ihrem Weg begegnet.

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Die Inszenierung wurde von Anfang an so konstruiert, dass sie keine großen Vorrichtungen benötigt und somit ohne großen Aufwand an einem neuen Ort zu realisieren ist. Neben den sechs Musikern ist lediglich ein Beleuchtungstechniker notwendig, und das Stück kann praktisch an jedem Ort aufgeführt werden, der über einen Konzertflügel und eine Lichtanlage verfügt.

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